Klimaschutz. Ein Auftrag an das Individuum oder an das System?
Immer wieder stoßen wir in unseren Workshops oder auch während Gesprächen auf diese Grundsatzfrage: wer ist nun verantwortlich dafür, die Klimakrise aufzuhalten? Die Individuen mit ihrem klimafreundlichen Verhalten, denen man geschicktes Marketing ins Ohr flüstert – wenn du nur dieses klimaneutrale Jogurt aus regionalem Hafer im recycelten Becher kaufst, dann wird alles gut… Oder ist es doch das System, das grundlegend verändert werden muss? Denn so lange das System so ist, wie es nun mal aktuell ist, können wir Individuen uns drehen und wenden wie wir wollen – es hat eh keinen Sinn, weil wir alle nur Spielfiguren eines größeren Ganzen sind. Und dieses größere Ganze ist einfach alles, außer klimafreundlich. Diese verschiedenen Haltungen führen in Gesprächen oft zu Spaltungen, weil individuelle Argumentationen gegen eine systemische Perspektive ausgespielt werden.
Wir von Hallo Klima! sagen, es braucht beide Seiten. Selbstverständlich braucht es einen Systemwandel von Politik und Wirtschaft. Einen Systemwandel, der auf Zirkularität anstatt auf Wachstum ausgerichtet ist und der das Wohlbefinden aller Menschen miteinbezieht. Denn es ist ja wirklich eine ganz einfache und allseits bekannte Schlussfolgerung – endloses Wachstum geht sich mit endlichen Ressourcen einfach nicht aus. Punkt.
Gleichzeitig sind wir aber alle Teil genau dieses Systems. Und damit haben wir Handhabe darüber. Klein und überschaubar, aber doch. Denn jede unserer Konsum- und Mobilitätsentscheidungen kommuniziert unsere Wünsche und Bedürfnisse an das System. Individuen und das System bedingen sich also gewissermaßen gegenseitig. Folglich werden Entscheidungsträger*innen im System nur dann Dinge ändern, wenn eine kritische Masse in der Bevölkerung
bereit dafür ist, die Veränderung mitzutragen. Das müssen wir kommunizieren – wir sind bereit für die Veränderung!
Zu glauben, als Einzelperson keinen Einfluss zu haben, ist ein bisschen so, als würden wir nicht wählen gehen, weil unsere einzelne Stimme ja doch keinen Effekt habe. Und das ist nicht wahr. Denn viele einzelne Menschen sind eben genau das – viele. Und damit haben wir alle gemeinsam durchaus Gewicht und die Möglichkeit, Dinge durch unsere alltäglichen Handlungen zu verändern.
Wir wissen, es ist eine optimistische Haltung. Aber den Kopf in den Sand stecken rettet das Klima auch nicht. Daher machen wir uns doch alle dort stark, wo wir es können. Indem wir auf der Straße den Systemwandel einfordern und/oder durch unsere zahlreichen täglichen klimafreundlichen Entscheidungen im Alltag – alles ist wichtig und führt uns gemeinsam hoffentlich in eine lebenswerte Zukunft.
Weiterführende Hinweise:
- Unser Interview mit Michael Kopatz zu Rahmenbedingungen und Ökoroutine.
- Kann Kreislaufwirtschaft unser Klima retten?
- Kate Raworth. TEDxBath. How to live within the Doughnut.
- Climate Outreach. Low carbon lifestyles: what have we learned, and where do we go from here?
- Workshops mit Tipps für einen klimafreundlichen Alltag.