Klimapsychologie. Wie die 4 Phasen der Trauer unser klimafreundliches Handeln voranbringen.
Im vorherigen Post haben wir besprochen, wie unser Handeln durch unser klimaschädigendes System begrenzt wird. Heute wollen wir uns ansehen, wie wir unser Handeln mit unseren Werten in Übereinstimmung bringen, auch wenn sich unsere Werte mit denen des Systems spießen.
Unser Handeln ist also eng verbunden mit unseren Werten, unserer Identität und unserer Moral. Uns geht es dann am besten, wenn wir integer, also in Übereinstimmung mit unseren Werten, handeln. Wenn uns nun Klimaschutz wichtig ist, dann werden plötzlich viele alltägliche Handlungen zur Herausforderung, weil wir uns plötzlich außerhalb vieler Normen unseres Systems bewegen. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, wie abhängig wir von diesem klimaschädigenden System sind.
Diese Erkenntnis kann das angestrebte positive Selbstbild gefährden, sie führt zu gefühlter Ohnmacht und manchmal auch zu depressiven Zuständen.
Das ist natürlich ein sehr unangenehmer Zustand. Gleichzeitig ist es gewissermaßen auch eine Voraussetzung, um wirklich ins Tun zu kommen, denn zu fühlen heißt, dass man die Ernsthaftigkeit verstanden hat.
Man kann diese Erkenntnis und die darauffolgenden Emotionen auch mit den Phasen der Trauer vergleichen:
- Phase: nicht wahrhaben wollen. Die allermeisten Menschen wissen, dass es die Klimakrise gibt, wollen sich aber nicht so richtig damit auseinandersetzen. Sie wissen nicht, wo sie anfangen sollen, was überhaupt ihre Rolle hier sein kann.
- Phase: aufbrechende Emotionen. Die Klimakrise wurde als Krise anerkannt und man hat begriffen, dass man selbst Teil dieses klimaschädigenden Systems ist. Viele Menschen fühlen dann Angst, Wut, Ohnmacht… Jana Hoppmann, eine deutsche Klimapsychologin, spricht hier von Klimasorge.
- Phase: suchen und sich trennen. Wir verabschieden uns nach und nach von klimaschädigendem Handeln und suchen nach klimafreundlichen Alternativen.
- Phase: neuer Selbst- und Welt-Bezug. Wir haben ein neues Werte- und Selbstbild etabliert, das aber auch aufgrund unseres Systems ständig neu ausverhandelt werden muss.
Um den Atem während des Wandels nicht zu verlieren, hier ein paar mentale Hilfestellungen:
Für langfristiges wertekonformes Handeln hilft es sich immer wieder vor Augen zu führen, worauf man am Ende des Tages schauen möchte. Oder auch am Ende seiner Tage. Dieses werteintegere Handeln verbessert unser eigenes Selbstbild und ermöglicht es uns vorzuzeigen, wie bereichernd ein klimafreundliches Leben sein kann.
Und: es hilft sich dessen bewusst zu sein, dass unser System von Menschen gemacht wurde und daher von Menschen auch wieder verändert werden kann. Nur Naturgesetze sind nicht verhandelbar.
Dieses Bewusstsein ist nicht nur für jede*n selbst wichtig, sondern auch gut, wenn wir es in unserem Gegenüber erkennt und anerkennt, also wo steht mein
Gegenüber gerade, welche Bedürfnisse sind da…? Das macht euch in der Kommunikation empathischer, womit dann auch die Bereitschaft des Gegenübers für klimafreundliches Handeln steigt.