Das Klima ABC Teil 4: Kipppunkte. Was soll das sein? Und haben sie mit dem 2°C Ziel zu tun?
Habt ihr euch schon mal Popcorn im Topf gemacht? Egal ob ja oder nein, so mach ich‘s: Ich nehme einen Topf, bedecke den Boden mit Öl und einer Handvoll Maiskörner, tu den Deckel drauf und drehe die Herdplatte an. Dann passiert mal eine Zeit lang nichts. Ich warte ein bisschen, bis das Öl eine gewisse Temperatur erreicht hat, dann platzen nach und nach die Körner und am Ende ist der Topf voll mit Popcorn – bereit für den Filmabend!
Warum findest Du jetzt eine Anleitung zum Popcorn machen auf der Webseite von Hallo Klima? Ganz einfach: an dem Beispiel kann man sehr gut verstehen, wie Kipppunkte funktionieren.
Kipppunkte, auf Englisch „Tipping Points“, beschreiben den Moment, an dem sich der Zustand eines Kippelements ändert. Kippelemente sind
beispielsweise der Amazonas Regenwald, das Arktische Meereis oder die Permafrostböden.
Hier kommt das Popcorn ins Spiel: wenn ich die Herdplatte aufdrehe, wird es immer wärmer und wärmer im Topf, die Maiskörner platzen aber zunächst noch nicht. Erst wenn die Temperatur zirka 200 Grad erreicht, verändert sich der Zustand des Maiskorns. Es wird zum Popcorn. Diese Veränderung kann nicht rückgängig gemacht werden. Der Prozess ist unumkehrbar. Aus dem Popcorn wird kein Maiskorn mehr.
Gleich ist es bei den Kippelementen. Die Erde erwärmt sich und die einzelnen Teile des Klimasystems können der Erwärmung für eine gewisse Zeit standhalten. Wenn die Klimaerwärmung allerdings bei zirka 2°C ankommt, beginnen die ersten Kippelemente zu kippen und kommen in einen neuen Zustand, der unumkehrbar ist.
Das ist auch der Grund, wieso im Pariser Klimaabkommen das 2°C Ziel festgelegt wurde. Eigentlich einigte man sich sogar auf „well below 2 degrees“, also „weit unter 2°C“ mit Tendenz zu 1,5°C. Momentan liegt die Erderwärmung bei etwa 1,2°C. Wir sehen also, es wird knapp und es ist höchste Zeit, schneller und mehr gegen den Klimawandel zu unternehmen!
Das Problem bei den Kippelementen ist einerseits, dass das Kippen unumkehrbar ist und andererseits, dass sie sich wie Dominoeffekte häufig selbst verstärken. In der Fachsprache ist da oft von einer „positiven Rückkoppelung“ die Rede.
Ein Beispiel hierfür ist das Schmelzen der Permafrostböden.
Die Permafröstböden sind dauerhaft gefrorene Böden in der nördlichen Hemisphäre (z.B. Kanada oder Russland). Durch den Klimawandel tauen große Teile der Böden auf: Mikroorganismen, die seit Jahrtausenden festgefroren waren erwachen wieder zum Leben und beginnen organisches Material abzubauen. Dabei entsteht CO2 und Methan. Wie du in unserem ersten Klima-ABC Blogpost lesen kannst, sind CO2 und Methan Treibhausgase, die den Klimawandel verursachen. Die freigesetzten Treibhausgase verstärken also den Klimawandel, was wiederum das Auftauen der Permafrostböden beschleunigt, wodurch noch mehr CO2 und Methan freigesetzt wird, wodurch sich das Klima noch stärker erwärmt und so weiter. Diese sich selbst verstärkende Prozess ist eine positive Rückkoppelung.
Wird der Kipppunkt der Permafrostböden erreicht, meint man damit, dass dann der Punkt erreicht ist, an dem dieser selbstverstärkende Prozess unumkehrbar und somit unaufhaltbar ist.
Um also das Erreichen der Kipppunkte zu vermeiden ist es sehr wichtig, alles zu tun, dass die Erderwärmung unter 2°C bleibt. Kommen wir also JETZT GEMEINSAM und LUSTVOLL ins klimafreundliche Handeln.