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Das Klimafasten ist vorbei. Und jetzt – zurück zum Start? (7/7)

Die sieben Wochen Fastenzeit sind also vorbei. Und jetzt? Alles wieder zurück zum Start? Im Sinne des Klimas ist das wohl eher nicht… Laut der Umweltberatung liegt das Einsparungspotenzial an Treibhausgasen im Alltag bei 50%. Es macht also Sinn mit dem Klimafasten fortzufahren und es zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen.

Darum kommt hier Inspiration dazu, wie Klimafasten zur tagtäglichen Gewohnheit werden kann.

Zunächst ein bisschen Hintergrundinfo zu unseren lieben Gewohnheiten

Gewohnheiten sind per se nichts Schlechtes. Sie erleichtern uns unseren Alltag, z.B. wissen wir so automatisch, wie man mit Messer und Gabel isst und wie man Autofährt. 2006 fand die Duke University in North Carolina heraus, dass ca. 40% unserer täglichen Handlungen Gewohnheiten sind, wir sind also fast die Hälfte unseres Tages im Autopiloten-Modus. Gewohnheiten sind deshalb so mächtig, weil sie mit einem Belohnungssystem in unserem Gehirn gekoppelt ist – wir setzen eine Handlung und haben danach ein Ergebnis. Ich tippe gerade auf der Tastatur und habe bald einen fertigen Blogpost, yuchei!

Es gibt verschiedene Gewohnheiten: Verhaltens-, Wachstums- und Mindset-Gewohnheiten. Zu den Verhaltensgewohnheiten gehören z.B. das Stück Schokolade nach dem Essen oder den Aufzug statt den Stiegen zu nehmen. Also gewisse Handlungen, die durch bestimmte Reize ausgelöst werden und so automatisch ablaufen, dass sie sich nur schwer ändern lassen.

Wachstumsgewohnheiten sind Aktivitäten, die wir regelmäßig durchführen und die uns besser werden lassen, wie z.B. regelmäßiges Lesen, Sport treiben, Müll trennen… Hier siedeln wir auch unsere neuen klimafreundlichen Gewohnheiten an. Es sind bewusste Handlungen, die wir täglich durchführen und die uns täglich wachsen lassen.

Und schließlich gibt es die Mindset-Gewohnheiten. Diese Gewohnheiten

Bild im Post 7-7

spiegeln unsere Haltungen und unsere Wertevorstellungen wider, z.B. Frustrationstoleranz, Selbstbewusstsein, Achtsamkeit, Respekt… Es ist die Summe unserer selbst erlebten Erfahrungen, unserer Aha-Erlebnissen. Wenn ich z.B. bei einer Reise erlebe, dass das Lernen einer Fremdsprache zu viel intensiveren Reiseerlebnissen führen kann, dann werde ich künftig ganz anders beim Erlernen der Fremdsprache vorgehen.

Geändertes Mindset – neue Gewohnheiten

Das trifft dann auch auf den Umfang unserer klimafreundlichen Gewohnheiten zu – wenn ich sehe, wie Änderungen möglich sind, welche Auswirkungen sie haben und dass sie letztlich sogar meinen Alltag positiv bereichern, dann steigt damit meine Bereitschaft, immer neue und weitere klimafreundliche Entscheidungen im Alltag zu treffen.

Um Gewohnheiten wirklich ändern zu können, ist es wichtig, dass wir genau wissen, warum wir das machen, welches Ziel wir dabei verfolgen, also welche Belohnung dafür aktiviert wird. Dabei ist es für unser Gehirn wichtig, etwas nicht nicht zu machen (der Klassiker: nicht an einen rosa Elefanten denken; oder in Bezug auf das Klima: weniger Fleisch essen, weniger Autofahren), sondern die Ziele positiv zu formulieren (mehr pflanzliche Nahrungsmittel essen, mehr Rad- oder Zugfahren). Unser Gehirn kennt den Umweg über die Verneinung nicht, es denkt immer zuerst an das, das nicht getan werden soll (also an das Fleisch, das wir nicht essen sollen; das Auto, in das wir nicht steigen sollen). Es ist daher wichtig daran zu denken und uns auch vorzustellen, wo wir mit unseren neuen Gewohnheiten hinwollen (in dem Fall hin zu mehr pflanzlichen Nahrungsmitteln).

Klimafasten 7-7_Bild im Post

Mir helfen im Alltag zwei Denkansätze dabei immer ganz enorm: 1) bei einer Kaufentscheidung denke ich immer: „möchte ich mit dieser Kaufentscheidung dem Produzenten sagen, dass dieses Produkt nochmal hergestellt werden soll?“ Denn genau das heißt jeder Einkauf à bitte nochmal herstellen. Will ich das? Und 2) bei verschiedenen Handlungen à will ich die Konsequenz dieser Handlung in der Zukunft meines Sohnes verwirklicht sehen? Z.B. fahre ich mit dem Auto oder der U-Bahn? Kaufe ich dieses stark CO2 belastete Produkt? Trenne ich den Müll? Buche ich eine Flugreise? Schalte ich den Trockner ein oder hänge ich die Wäsche auf… Damit sind viele Entscheidungen kein Verzicht mehr, sondern ich mache es gerne.

Es ist wichtig für sich selbst klarzustellen, wofür man seine Gewohnheiten ändert. Nur mit einer für sich selbst ganz zentralen und positiv besetzten

Zielsetzung kann man dauerhaft Gewohnheiten ändern. Der Wunsch nach Änderung muss aus unserer eigenen, inneren (intrinsische) Motivation kommen. Wenn die Motivation für Änderung aus einem selbst kommt, ist sie viel nachhaltiger und auch in Krisenzeiten immer noch abrufbar – im Gegensatz zu Motivation von außen (extrinsische Motivation). Wenn diese Quelle der Motivation von außen versiegt, endet in der Regel auch der Wille zur Veränderung und es kommt zum klassischen Neujahrsvorsatzphänomen. Man ist ein paar Wochen völlig begeistert vom neuen Vorhaben, dann kommt irgendein Frustmoment und man schmeißt alles hin.

Es ist immer enorm hilfreich, wenn wir unsere Ziele visualisieren. Das macht es für unser Gehirn um ein Vielfaches einfacher, Gewohnheiten zu ändern, wenn es den Zielzustand schon einmal visuell erlebt hat. Setz dich hin und mal dir dein Wunschszenario aus – was siehst? Wie fühlt es sich an? Das Ziel ist durch die Vorstellung greifbar geworden, wir waren schon dort und damit wird der Weg zum Ziel machbar.

In diesem Sinne – sei dir bewusst, wohin du mit deinen Handlungen kommen möchtest. Bleiben wir neugierig auf Neues und überraschen uns selbst. Mit der richtigen Einstellung und Zielsetzung ist es plötzlich einfach und so bereichernd, den Alltag immer grüner und klimafreundlicher zu gestalten.

 

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