Für alle, denen wissenschaftsbasierte Kommunikation wichtig ist: Unsicherheiten kommunizieren.
Letztens wurden wir einem unserer Workshops zur konstruktiven Klimakommunikation gefragt, wie wir Unsicherheiten von Daten und Prognosen, grobe Abschätzungen oder Skalen „richtig“ kommunizieren können.
Ja, wie kommuniziert man komplexe Dinge? Was ist der Klimawandel? Welche Folgen treten wann genau ein? Was hat es auf sich mit erneuerbarer Energie? Wie gelingt soziale Transformation?
Darüber haben wir Menschen ganz eigene Vorstellungen. Diese Vorstellungen können falsch sein – und oft sind sie das leider auch. Denn wir glauben gerne, dass alles einfach erklärbar ist. Dass wir alles genau messen, berechnen oder vorhersagen können. Das Handbuch von Cook und Lewandowsky gibt Tipps, wie wir diese (falschen) „Zahnräder“ in unseren Hirnen durch richtige ersetzen können.
Wir erinnern uns an PLURV und hier insbesondere an das U. Das steht hier für die unerfüllbaren Erwartungen. In vielen Modellen zur Erderhitzung werden für zukünftige Szenarien auf dieser Welt Schwankungsbereiche angegeben. Das ist für viele Verzögerer*innen ein gefundenes Fressen. Denn sie verlangen von der Klimaforschung hundertprozentige Sicherheit bei ihren Vorhersagen. Im weiteren Schritt fordern sie mit Klimaschutzmaßnahmen so lange zu warten, bis diese 100%ige Sicherheit bei den Vorhersagen erfüllt ist.
Unsere Tipps im Umgang damit, Daten aus der Wissenschaft zu kommunizieren
- Sag nicht „unsicher“, sondern sag „ungewiss“ oder betone, was „gewiss“ ist. Denn „unsicher“ klingt im Alltagssprech wie unfähig oder unbekannt. Wir wissen um die Wahrscheinlichkeiten, die aber mit vielen Variablen versehen sind. Je nachdem welche Variablen eintreten (z.B. wie viel oder wie wenig Emissionen eingespart werden), wird das entsprechende Szenario eintreten. Daher ist eine konkrete Vorhersage „ungewiss“.
- Ändere die Perspektive auf Daten: Ungewissheit ist ein Qualitätsmerkmal. Sag’s mit Naomi Oreskes: „Ungewissheit ist ein Fakt und Fakten sind ungewiss.“ Denn Fakten können sich verändern. Das ist ja auch das Positive am menschengemachten Klimawandel. Wir Menschen haben ihn verursacht und können ihn daher auch wieder abwenden, solange uns nicht die Zeit davonläuft.
- Hau unser Lieblingsstatement raus: „Jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung, aber nicht auf seine eigenen Fakten“.
Wo es übrigens kaum Schwankungsbreite, sondern einen breiten Grundkonsensus gibt: 99.9% aller Klimaforscher*innen sind sich einig, dass die Klimakrise menschengemacht ist. Just saying. Ist schön auch mal eine Botschaft des Konsenses zu verbreiten!
Das Thema beschäftigt uns übrigens auch am 15.3. bei unserem offenen online Abendworkshop zu Verzögerungstaktiken & Desinformation. Bei Interesse schreibe uns hier.