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Zukunftsbilder. Teil 1
Was verstehen wir unter Wohlstand?

Im ersten Teil dieser Blogpost-Reihe überlegen wir, was Wohlstand sein kann und warum Wirtschaftswachstum nicht zwangsläufig zu mehr Wohlstand führt.
Wir sind alle Teil eines Systems, in dem Wachstum zumeist die oberste Prämisse ist. Ganz um Sinne des geflügelten Sagers „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.“ Aber stimmt das?

Analogie Wirtschaftswachstum & Wachstum von Kindern

Dazu eine Analgie des großartigen Rob Hopkins. Der sagt: es gibt eine Zeit, in der es als gesund und wünschenswert gilt, wenn unsere Kinder wachsen. Aber würden unsere Kinder immer weiterwachsen, käme der Punkt, an dem wir uns doch darüber zu wundern begännen und an dem es uns unheimlich würde. Es gibt einen Punkt, an dem es gesund ist in Bezug auf die körperliche Größe ausgewachsen zu sein. Gleichzeitig können wir an Wissen, Haltungen, Liebenswürdigkeit, Großzügigkeit… weiterwachsen.

Bei der Wirtschaft geht es aber zumeist um nacktes Wachstum, wir fragen uns kaum, ob sie in anderen Kriterien besser, bewusster, schlauer, nachhaltiger… wird. Nein, das BIP muss wachsen. Dann ist alles gut. Dass es aber noch nie so viele psychische Erkrankungen, Wohlstandskrankheiten, einsame Menschen… gab, wie jetzt – das wird ausgeblendet. Der ausschließliche Fokus auf Wachstum verfehlt also irgendwann seine Sinnhaftigkeit.

Wachstum & Luftballone
Führt Wirtschaftswachstum zu mehr Wohlstand für die Allgemeinheit?

Holen wir also nochmal den Slogan „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut.“ her und schauen uns das genauer an. Seit Beginn der Pandemie 2020 gingen 66% des globalen Vermögenszuwachses an das reichste 1% der Weltbevölkerung. Im Umkehrschluss heißt das also, dass 33% des Vermögenszuwachses an die restlichen 99% der Menschen verteilt wurden (Quelle). Daraus lässt sich also schlussfolgern, dass die Industrienationen tendenziell kein Wachstumsproblem, sondern ein Verteilungsproblem haben. 

Ein wachsendes BIP führt also nicht zu mehr Wohlstand, sondern zu einem ausgebeuteten und immer ungerechteren Planeten. Das BIP hat folglich kaum relevante Aussagekraft zu allgemeinem Wohlstand, sehr wohl aber darüber, wie stark das Narrativ bzw. das Versprechen des Kapitalismus wirkt. Der Glaube und die Hoffnung an das Credo “vom Tellerwäscher zum Millionär” ist nach wie vor sehr stark.

Wenn wir nun sehen, dass Wirtschaftswachstum für die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung mit wachsenden  Schulden, schwindenden Ressourcen und immer mehr Abfall einhergeht, drängt sich die Frage auf: was ist also Wohlstand? Welche Kriterien abseits des Wirtschaftswachstums können Wohlstand festmachen? Beispiele für diese alternativen Kriterien können sein: wie viele Kinder spielen auf den Straßen, weil es sicher ist dort zu spielen? Wie viel Mitsprache & Mitbestimmung haben Menschen über ihre Zukunft? etc.

In unserem aktuellen System stehen solche Kriterien aber nicht unbedingt im Zentrum. Gleichzeitig würden mehr Teilhabe und Mitsprache die Gesellschaft resilienter in Bezug auf die Herausforderungen unserer Zeit machen. Um diese Resilienz zu erreichen, braucht es also einen Paradigmenwechsel. Weg von der ewigen Leier des Wirtschaftswachstums, hin zu einem ganzheitlichen Wohlstandsverständnis. Was das bedeutet und wie es dazu kommen kann, erfährt ihr im nächsten Blogpost.

Weiterführende Hinweise:

  • Progress beyond growth. Link
  • From what if to what next. Rob Hopkins. Link
  • Gemeinwohlökonomie. Link
  • Why Understanding Limits Is the Key to Humanity’s Future. Link
  • It’s time to change the way we think about changing the world. Link
  • Video „Happiness“. Link